Dienstag, 2. April 2013

2. Tag

Hallo zusammen!

Mit einiger Verspätung kommt hier der zweite Tag meiner Exkursion, viel Spaß!

Der zweite Tag

Für einen kurzen Überblick und damit ich nicht dauernd alles erklären muss, hier einmal unser ungefährer Zeitplan. Übrigens hat immer eine Gruppe von Studenten eine Stadtführung übernommen. Ich war in der Mailand- Gruppe. ☺

Uhrzeit Station
8:30 Aufbruch von der Jugendherberge
8:50 allgemeine Informationen
9:00 Dombesichtigung
10:30 Palazzo Reale
10:40 Kirche San Satiro
11:00 Kunstsammlung Pinacoteca Ambrosiana
11.15 Piazza die Mercanti
12:00 Piazza Borromeo
12:30 Mittagspause
14:30 Galleria Vittorio Emmanuelle II
14:50 Oper Teatro alla Scala
15:30 Kirche Santa Maria delle Grazie
16:00 Basilica Sant Ambrogio
16:30 Kirche San Andreas
17:30 Abend zur freien Verfügung

Nach einer ziemlich kurzen und unruhigen Nacht, waren wir schon sehr gespannt auf das Frühstück. Italiener haben es meines Wissens damit nicht so sehr, liegt vermutlich einfach an der südländischen Mentalität. Das Frühstück war jedenfalls akzeptabel. Süße Aufstriche für sehr lustig rund geformte Weißbrötchen, je eine Sorte Cornflakes und Müsli, O-Saft aus dem Automaten und eine Kaffeemaschine. Man konnte satt werden. Kritischer empfand ich vielmehr die Sitzgelegenheiten. Angeranzte Tische und viel zu wenige Hocker. Naja, es könnte ja noch schlimmer sein und immerhin würden wir ja nur noch eine weitere Nacht dort sein.

Danach ging es in der Gruppe direkt los in die Stadt mit der U-Bahn, wo wir auf dem Domvorplatz erst einmal eine geohistorische Verortung (Pflichtprogramm!) zu hören bekamen. Gut, ich glaube, kaum einer hatte wirklich zugehört und die historischen Gegebenheiten kannten wir schon aus der Vorbereitungssitzung, aber was muss, das muss, nicht? Darauf folgte eine Erläuterung der Besonderheiten des Domes, da eigene Führungen in Gruppen im Dom nur gegen entsprechend hohes Entgelt möglich sind. Ich weiß nicht, wie viele Leute sich dann tatsächlich die angesprochenen Kunstwerke angeschaut haben, ich jedenfalls einige davon.



Der Dom von außen

Anschließend wurden wir erstmal in den Dom entlassen.. Wobei.. ich war ja in der agierenden Gruppe, also besser: entließen wir uns in den Dom. ☺ Dort drinnen war es kirchentypisch erstmal sehr dunkel. Und natürlich musste ich bezahlen, um Fotos zu machen, aber ich dachte mir, so oft bin ich jetzt auch nicht in Mailand, also was soll’s. (Ich muss sagen, ich glaube nicht, dass ich jemals noch mal nach Mailand fahre, so prickelnd war die Stadt jetzt nicht.). Im Dom gab es viele Skulpturen, bunte Glasfenster mit verschiedenen biblischen Geschichten und noch mehr Altäre. Auch die Reliqiue des heiligen Karl Borromäus, über den ich später noch erzählen werde ☺, lag dort.
Außerdem hatte man die Möglichkeit, sich den Domschatz (laut meinen Kommilitonen nicht so interessant) oder das Dach des Domes (sollte man unbedingt gesehen haben) gegen Entgelt anzuschauen. Gerne wollte ich auch aufs Dach, als ich jedoch das Kirchenschiff soweit besichtigt hatte, dass ich aufs Dach hätte steigen können, war die Zeit quasi schon um. Tja, was soll’s. Geld gespart.








verschiedene Innenansichten des Domes, zum Teil auch aus der Krypta. Die Reliquie ist die des Kardinales Ferarri.

Vom Dom aus gingen wir zum Nahe gelegenen Palazzo Reale, der quasi direkt neben dem Dom steht. Dort drinnen befindet sich wohl inzwischen ein Museum für moderne italienische Kunst, als er gebaut wurde, hoffte man jedoch, dass der König dort einmal auf seinen Reisen einkehren würde. Was soll man sagen? Die Mailänder hatten Pech, der König kam nie. Es gab auch noch einen längeren Vortrag über den Palazzo Reale, aber um ehrlich zu sein, habe ich den nicht weiter verfolgt, sondern lieber die Seiten des Domes oder interessante Architektur in der Nähe fotografiert. Schande über mich.



Ein kurzer Blick auf den Palazzo Reale und ein nebendran stehendes Gebäude, das mir gefiel.

Weiter zur Kirche San Satiro. Angedacht war, dass der Fußweg uns mindestens zwanzig Minuten kosten würde. Tja, verschätzt. Nach fünf Minuten waren wir da und wurden von einem nicht gerade netten Küster sofort wieder vom Gelände geschickt. Keine Führungen in seiner Kirche! Also hielt uns die Kommilitonin ihren Vortrag direkt davor (was ja auch so viel sinnvoller war...). Jedenfalls lag das Hauptaugenmerk auf dem Scheinchor dieser Kirche, der wohl einer der ersten seiner Art wäre und bemerkenswert gut ausgeführt sei. Da wir uns das auf gar keinen Fall entgehen lassen sollten, wurde unsere italienisch sprechende Dozentin vorgeschickt, um wenigstens zu deichseln, dass wir einzeln (alle auf einmal ☺ ) hinein durften. Nach einer kurzen Diskussion, die wir natürlich nicht verstanden, wurde es uns auch widerwillig genehmigt. Unsere Kommilitonin hatte nicht zu viel versprochen, der Chor sah tatsächlich nach einem richtigen aus, sogar aus den beiden Seitenschiffen heraus betrachtet. Erst ganz aus der Nähe erkannte man, dass es sich nur um eine geschickte Zeichnung handelte.


Die Frontansicht von San Satiro, natürlich durfte ich im Inneren keine Photos machen.

Danach ging es weiter durch zur montags geschlossenen Pinacoteca Ambrosiana, deren Vorplatz sich gerade im Umbau befand. Vom Vortrag behalten oder gehört habe ich nicht viel, da es dort sehr laut war. Jedenfalls handelt es sich um eine Kunstsammlung, die Federico Borromeo (der Bruder von Carlo/Karl) gegründet hatte. Die meisten seiner ursprünglich gesammelten Werke sind heute aber in viel wichtigeren Kunstsammlungen, ich weiß aber nicht mehr wieso.


Sehr glanzvoll: Die Pinacoteca Ambrosiana.

Durch weitere kleine, enge Gassen ging es zügig weiter zur Piazza dei Mercanti. Also quasi das weltliche Zentrum des mittelalterlichen Mailands. Dort gibt es das alte Rathaus, die geeichte Waage, einen überdachten Marktplatz (in dem Gebäude oben drüber waren meiner Erinnerung nach Ratssäle), einen Brunnen und noch zwei wichtige Gebäude. Alles total heruntergekommen, aber man erkannte durchaus noch, dass es hier mal prächtig und geschäftig zugegangen sein musste. Übrigens musste man auf der Durchreise durch Mailand immer seine Waren an diesem Platz feil bieten – ob man wollte oder nicht. Was bei uns natürlich die Frage aufwarf, ob man denn die Preise so wählen konnte, wie man wollte. Denn wer kauft schon ein Ei für 100€ (auf heutige Zeiten übertragen)?






Eindrücke von der Piazza dei Mercanti

Eigentlich sollte an dieser Stelle schon die Mittagspause stattfinden, da wir uns aber bei allen Fußwegen drastisch verschätzt hatten, bot ich spontan an, meine in der Woche zuvor gestrichene Piazza Borromeo noch vorzustellen, was wir dann auch taten. Hier kann ich jetzt natürlich mit meinem Wissen punkten, immerhin habe ich endlose Stunden damit verbracht, überhaupt mal irgendwelche italienische Seiten zu finden, die über den dortigen Palazzo, die Kirche und die Statue berichten. Deutsche gibt es exakt keine. Also, die dortige Kirche stammt aus dem 9. Jahrhundert und ist die älteste in Mailand, rein konnten wir leider nicht, weil gerade ein Gottesdienst stattfand. Direkt daneben steht die Statue des heiligen Karl Borromeo, in Kurzform: schlug aus, Papst zu werden (Vetternwirtschaft), wurde Erzbischof Mailands, wichtig beim Trienter Konzil, tat während der Pest viel für die Armen der Stadt. Zu der Statue gibt es tatsächlich eine lustige Anekdote: Früher stand sie wohl an einem öffentlichen, viel belebteren Platz, aber nachdem der österreichische Statthalter sie mit seiner Kutsche umgefahren hatte, musste sie nach städtischer Anordnung binnen zehn Tagen auf Privatgelände der Familie gebracht werden, da sie den Verkehr behindere. Die Piazza Borromeo gehört nämlich tatsächlich auch noch heute der Familie. Im Gegensatz zum Mittelalter finden heute dort aber keine Turniere und Spiele mehr statt. Darauf warfen wir noch einen kurzen Blick in die Innehöfe des Palazzo Borromeo und ich war echt überrascht, wie cool das mittelalterliche Fresko, das man vor einigen Jahren dort an einer Wand gefunden aussah: Über die gesamte Wand erstreckte sich dort das Logo und Motto der Familie Borromeo in unzähligen Wiederholungen. Sehr schick. Sollte man heute vielleicht auch mal wieder so machen. Dafür konnte man im Atrium die Fresken mit den Szenen mittelalterlichen Adelslebens fast nicht mehr begutachten. Dabei hätte man die Leute Tarot- und Ballspielen sehen können. ☺




Die Piazza Borromeo. Wie man sieht (nämlich mich) habe ich die Bilder nicht selbst gemacht, sondern die Kamera einer Freundin in die Hand gedrückt. Es erklärt sich so schlecht, wenn man dauernd was vor dem Gesicht hat.

Jetzt dann die Mittagspause. Erst einmal suchten wir uns einen Supermarkt, indem ich kurzerhand zwei italienische Schülerinnen nach dem Weg fragte. Sie schienen zwar nicht besonders gut Englisch zu können, aber ein „bis da vor und dann links, dann seht ihr ihn“ bekamen sie noch hin. Dort erstanden wir erstmal Wasser, Mittagessen (Focaccia), Obst und ich noch einen Arizona- Eistee, weil er dort so günstig war und ich den mal probieren wollte. Naja.


Unser Treffpunkt: Der Löwe an der Reiterstatue, die mir photographisch aber einfach nicht halbwegs passabel gelingen wollte

Nach der Pause trafen wir uns wieder am Domplatz. Ursprünglich war geplant gewesen, erst einmal aus dem Zentrum raus zu fahren, um dann zum Schluss wieder hinein zufahren. Was natürlich schwachsinnig gewesen wäre. Deswegen änderten wir das Programm kurzerhand, sodass die Besichtigung der Galleria Viktor Emmanuel II als nächstes auf dem Programm stand. Sehr pompös, sehr reich dekoriert, sehr teure Läden (Prada und Konsorten). Leider drängten unsere Dozenten auf Aufbruch, sonst hätten sich die Kursteilnehmer noch eine Portion Fruchtbarkeit und Glück auf den Hoden des Stieres erdrehen können. (Der Stier ist als Wappentier als Mosaik auf dem Boden, die Hoden dieses netten Tierchens sind aufgrund der Touristenmassen allerdings nur noch ein Loch.)




Einmal der imposante triumphbogenähnliche Eingang, der Stier und die Glas-Metall-Kuppel der Galleria.

Weiter ging es direkt durch die Galleria zur Scala, der Oper Mailands. Der Vortrag war ziemlich langweilig, ich hab fast nichts mehr behalten, außer: Nur noch die Fassade ist Teil der ursprünglichen Baumasse, der Rest wurde bei der letzten Restaurierung quasi komplett eingestampft. Ein eher unspektakuläres Gebäude.


Die Scala

Dann ging es aber nun entgültig mit der U-Bahn aus dem Stadtkern hinaus, zur Kirche Santa Maria delle Grazie. Berühmt ist die Kirche wohl am ehesten für da Vinci’s Abendmahl, das im Kloster ausgestellt wird. Das wir natürlich nicht besichtigten, da 1. Montags zu, 2. Zu teuer, 3. Laut Dozentenmeinung uninteressant und 4. Zu lange dauernd würde. Dann eben die Kirche. Joar, war ganz hübsch, aber um ehrlich zu sein, taten mir zu dem Zeitpunkt meine Füße schon ein ganzes Stückchen weh. Und erst recht mein Rücken, der zum einen den Rucksack, zum anderen meine Kamera zu bewältigen hatte.




Eindrücke von Santa Maria delle Grazie

Nächste Station: Die Basilica Sant Ambrogio. Ambrogio war ein Mailänder Heiliger. Die Kirche selbst auch wieder sehr alt, ich glaube, das erste Klostergelände stand dort schon im sechsten oder siebten Jahrhundert. Auch wieder eine sehr schöne Kirche, dieses Mal sogar mit Paradies, also eine Art Vorhof zur eigentlichen Kirche. Kannte ich auch nicht, fand ich aber gut.





Eindrücke aus Sant Ambrogio, auch wieder mit der Reliquie des Heiligen.

Und hier wäre dann das eigentliche Ende der Stadtführung geplant gewesen – geplant um 19 Uhr. Effektiv waren wir gerade mal bei halb sechs, sodass ein Dozent beschloss, wir könnten auch noch die Kirche San Andreas – ganz direkt in der Nähe! – besichtigen. Von wegen direkt in der Nähe. Eine gute halbe Stunde eierten wir durch die Mailänder Straßen, mit einer kurzen Pinkelpause in einem kleinen Kaffee, in dem wir zu zwanzigst einfielen, die allermeisten einen/zwei/drei Kaffee tranken (der kleine alte Mann hat an dem Tag bestimmt seinen halben Monatsumsatz gemacht) und regelmäßig einer aufs Klo verschwand. Dann ging es weiter. Von der Kirche San Andreas habe ich wirklich nicht mehr viel im Kopf. Wir hatten so viel den ganzen Tag gesehen, ich war total müde, mir tat alles weh, besonders mein Rücken, der diese Dreifachbelastung nicht weiter ertragen wollte (Rucksack, Kamera, Laufen). Also saß ich mit einigen Kommilitonen die meiste Zeit in der Kirche und betrachtete so das Interieur. Ich meine, es war eine Rundkirche, aber ich mag nichts behaupten.

Danach war dann endlich! Schluss mit dem offiziellen Programm für den Tag. Da ich schon mit Getränken und Nahrung für den nächsten Tag versorgt war, fuhr ich mit meinen Zimmergenossinnen wieder in die Jugendherberge, um es uns bequem zu machen, was effektiv bedeutete, dass wir uns in unsre Betten gammelten und um halb zehn schon schliefen. Da beschwere sich mal einer über die feierwütigen Studenten. ☺

Puh. Das war jetzt ein wirklich langer Beitrag und ich hab auch echt lange dafür gebraucht. Morgen wird’s kürzer, der Dienstag war nicht ganz so ereignisreich.
Dann lass ich mal liebe Grüße für alle da, lasst euch die Sonne ins Gesicht scheinen!

1 Kommentar:

  1. Mir gefällt vor allem das Bleiglasfenster. :)

    Aber das straffe Programm hätte mir nicht zugesagt.Bzw wäre ich am Ende auch sehr geschafft gewessen. Klingt aber definitiv nach einem sehr wissenslastigen und interessanten Ausflug. Zumindest dürftest Du einiges an Eindrücken mitgenommen haben.

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