Dienstag, 9. April 2013

Der vierte Tag

Hallo zusammen!

Ich habe mich bemüht, den nächsten Blogbeitrag relativ zügig zu bringen und hier ist er dann auch schon:

Der vierte Tag

Uhrzeit Station
8:45 Abfahrt vom Hotel
9:30 Stadtpanorama, geohistorische Verortung
9:45 Via San Giorgio, Casa di Rigoletto
10:00 Piazza Sordello, Palazzi Bonacolsiani
10:15 Palazzo Ducale
13:00 Mittagspause
14:30 Palazzo del Broletto
15:00 San Lorenzo
15:30 Sant’ Andrea
17:00 Dom San Pietro

Soweit der Tagesplan. Das als Puffer eingeplante Theater haben wir nicht besichtigt, deswegen erscheint es auch nicht in der Tabelle. Wir waren zu lange in Sant’Andrea, aber das hatte sich auf jeden Fall gelohnt.

Los ging es morgens mit dem Bus Richtung Stadtkern von Mantua. Da wir doch ein gutes Stück auswärts nächtigten, war das sehr entgegenkommend. Unser Busfahrer ließ uns dann an der großen Stadtbrücke (Mantua ist von drei oder vier großen Seen umgeben) mit Blick auf die Rückseite des Palazzo Ducale heraus. Dort wurde uns zunächst die Stadtgeschichte Mantuas erläutert, um dann kurz auf die Schäden am Palazzo durch das letzte Beben zu verweisen (Risse...).




Der Palazzo Ducale in Rückansicht und Blick auf einen Innenhof

Von dort aus ging es zu Fuß nur wenige Meter zur Via San Giorgio, in der sich die Casa Rigoletto befand. Ich habe keine Ahnung mehr, wer Rigoletto war, aber der Statue nach zu schließen ein Komiker oder ähnliches. Ins Haus selbst durften wir nicht, das war ein Museum. Die Casa steht übrigens direkt Wand an Wand mit dem Dom.


Die Rigoletto- Statue

Ein weiterer kurzer Fußweg zur Piazza Sordello, gesäumt von den Palazzi Bonacolsiani und dem Palazzo Ducale. Interessant ist, dass man die Piazza durch Tore vor der Bevölkerung verschließen konnte. Dann ging es auch schon direkt zur Museumsbesichtigung in den Palazzo Ducale, wo uns ein Kommilitone eine wirklich gute Führung gab. Zwar waren durch das Erbeben einige Sammlungen geschlossen, dafür wurden jedoch einige Privatgemächer mit antiken Skulpturen geöffnet.


Der Palazzo Ducale in Frontansicht

Torre della Gabia

Ach übrigens durfte man dort keine Kameras mit hinein nehmen, sodass es leider keine Bilder gibt, obwohl ich zum Beispiel gerne das Sternen-/Horoskop-Himmel Zimmer fotografiert hätte.

Darauf war es auch schon wieder Zeit für die Mittagspause. Etwas ziellos liefen wir zunächst durch die Innenstadt und versuchten unser Glück in ein paar Seitenstraßen. Und wir wurden tatsächlich fündig: Eine kleine, sehr volle Piadineria mit Imbisscharakter. Dort gab es Piade (oder wie das richtig heißt), das ist eine Art Wrap gefüllt mit Gemüse und geschmolzenem Käse, das allerdings nur einmal in der Mitte geklappt wird. Verdammt lecker, kann ich sagen. ☺

Davon gestärkt wechselten wir in das nebenan liegende Café, einerseits um wirklich Kaffee zu trinken und anderseits um eine Toilette zu haben – was wir aber nach einer kurzen Besichtigung der Örtlichkeiten lieber auf später verschoben. Nachdem wir dort gemütlich einen Plausch gehalten hatten, beschlossen wir, dass wir unbedingt noch einmal italienisches Eis essen wollten und zogen los.

Zunächst einmal ging es zu McDonald’s um dort die Toilette zu benutzen – internationaler Toilettenstandard und so. ☺ Allerdings benötigte man den Zugangscode, der auf den Kassenzetteln aufgedruckt war. Also, was tat ich? Quatschte ein paar italienische Teenies an, ob sie den uns nicht leihen würden. Und sie waren echt sehr zuvor kommend, denn plötzlich wühlten quasi alle, um einen Zettel zu finden. Echt super! Mit dieser Hilfe kamen wir dann auch ins Klo.

Nachdem das dann auch erledigt war, suchten wir uns eine Eisdiele. Da wir vor der nächsten, die uns begegnete, auch andere Kommilitonen trafen, die uns beschwörten, unbedingt dort Eis zu kaufen, taten wir dies natürlich auch. Das Schokoeis war echt kein Vergleich, total cremig. Nach dieser weiteren Stärkung war die Mittagspause dann auch schon wieder vorbei.

Nach der Pause wurde uns zunächst das zur Piazza Broletto zugehörige Palazzo Broletto vorgestellt. Besonders sind dabei die Schwalbenzinnen, die eine bestimmte politische Ausrichtung vertreten sollen. Aber wie bei so ziemlich allem in der Geschichte, wird auch dies inzwischen angezweifelt.


Rechs das Palazzo Broletto und links ein alter Bekannter - noch ein Schwanzvergleich äh Geschlechterturm

Von dort aus ging es zur Torre della Gabia, das abschließbare Tor, und zur nahe gelegenen Vergil- Plastik, die leider zu einem guten Teil von Gerüsten verdeckt wurde. Vergil ist quasi so was wie die antike Berühmtheit der Stadt, da er in einem Dorf aus dem Umland geboren wurde. Jaja, italienischer Aneignungsstolz.

Weiter wurden uns der Palazzo della Raggione, Torre del’Orologio und die Casa del Mercatore. Der Torre besitzt eine sehr ausgefallene Uhr, die nicht nur Stunden, Minuten und Sekunden, sondern noch weitere horoskopische Angaben macht. Die Casa del Mercatore könnt ihr unten sehen, es ist, sofern ich das behalten habe (ihr merkt, zu viel Input), eines der ältesten Gebäude in Mantua.



Torre del' Orologio

Casa del Mercatore

Dann folgte noch San Lorenzo, eine gut einen Meter tiefer liegende Rundkirche. Ziemlich klein und dunkel, aber mit einem ganz eigenem Charme, auch wenn es eine extra Empore für Frauen gibt.



San Lorenzo von außen und innen

Jetzt aber: Das Tageshighlight! Die Kirche Sant’Andrea! Viel eindrucksvoller, als der später noch kommende Dom, leider gerade mit einigen Gerüsten vollgestellt, da auch hier das letzte Erbeben beträchtlichen Schaden angerichtet hat. Die Kuppel wird so zum Beispiel nur noch durch Seile gehalten und durch Gerüste im Innern gestützt.


Vorderansicht von Sant'Andrea

Zwar ist die Kirche dem heiligen Andreas gewidmet, der eigentliche Star der Kirche ist aber Longinus. Dieser, ein römischer Soldat, soll am Kreuze Jesu eine Ampulle mit dessen Blut aufgefangen haben und nach diversen Wanderungen nach Mantua gebracht haben. Dort ging das Blut dann verloren und tauchte im 9. Jahrhundert an exakt der Stelle der Kirche wieder auf. Zwischenzeitlich ging es noch mal verloren (und wurde jedes Mal natürlich durch eine Vision im Traum wiederentdeckt) und mehrmals geteilt. Aber heute befinden sich immer noch zwei kleinere Ampullen in der Krypta der Kirche. In ihnen soll sich mit Jesu Blut getränkte Erde befinden. Diese Krypta ist der Öffentlichkeit allerdings nicht zugänglich.


Das so ziemlich einzige Stückchen Decke in der Kirche, das nicht von einem Gerüst belagert war.

Und hier kommt unsere Super-Dozentin (die italienisch sprechende) ins Spiel: Noch während des eher trockenen Vortrags eines Kommilitonen verschwand sie in die Kirche und kam nach einer knappen Viertelstunde wieder heraus. Sie hatte uns eine Privatführung ergattert und sie würde uns dolmetschen. Also wurde uns zunächst der Seitenaltar des Longinus mit der gesamten Blut- und Kirchengeschichte erzählt, um dann, an einem Gärtner- Jesus mit Hut vorbei, zum absoluten Highlight zu kommen: Der Abstieg in die Krypta!

Dunkel ging es eine Treppe hinab, denn erst unten waren die Lichtschalter für das spezielle Licht. Dort war es relativ großzügig, es gab drei Seitenschiffe, wenn man das so nennen kann, jedoch eher leer. Und in der Mitte die Reliquie. Ich spare mir die bildliche Beschreibung, ihr könnt sie ja unten sehen. Leider war es relativ dunkel unten und eben wieder mit Gerüsten ausgefüllt wegen des Erbebens. Aber ohne würde die Decke das Gewicht nicht tragen und einstürzen, also lieber so.





Die Reliquie in der Krypta von Sant' Andrea. Einmal mit Herausrechnung des gelben Lichts. Bitte verzeiht die schlechte Bildqualität, da unten war es nicht besonders hell.

Nach einigen weiteren gut erzählten Anekdoten ging es wieder hinauf und nach einem wirklich begeisterten Applaus für unsere italienische Führerin ging es wieder weiter. Und zwar zur letzten Station für den Tag, den Dom.



Außenansichten des Domes

Der Dom in Mantua war eine sehr unspektakuläre Sache. Recht klein, nicht besonders verziert, eher eine einfache große Kirche, gehörte aber natürlich mit zum Wettstreit der Mächte in Mailand-Pavia-Mantua.






Verschiedene Eindrücke aus dem Innern des Domes

Damit war das offizielle Programm beendet und wir hatten danach knapp zwei Stunden Zeit zum Bummeln oder Kaffee trinken (letzteres, wir waren ja schließlich in Italien und die Leute wollte man ja auch kennen lernen), bevor es zum gemeinsamen Essen in eine Pizzeria ging.

Spontan zu zwanzigst in eine Pizzeria einfallen ist natürlich immer eine gute Sache. Doch die Italiener schien das gar nicht sonderlich zu stören. Freundlich stellten sie uns einige Tische zusammen und bedienten uns. Zuerst gab es Pizzabrot mit Pesto, anschließend die bestellten Speisen. Ich hatte mich für eine Quattro Formaggi bestellt – verdammt lecker.

Leider konnten wir danach nicht mehr allzu lange zusammen sitzen, da unser Busfahrer unbedingt zwölf Stunden Ruhezeit haben musste, bevor er das nächste Mal in den Bus stieg – nämlich um uns dann Heim zu fahren. ☺ Also war schon früh Aufbruch, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat, sondern vielmehr zu gegenseitigen Zimmerbesuchen zum Quatschen führte. Zu uns zwei Mädels kam noch ein Freund mit, der es natürlich nicht lassen konnte, beim Verlassen des Zimmers aufmerksamkeitsheischend und mit eindeutigen Blicken und Gesten unser Zimmer zu verlassen. Nicht, dass da wirklich was gewesen wäre. Nur Klatsch und Tratsch eben.

Und damit endete auch schon wieder dieser vierte Tag, die Abfahrt stand bevor, die Koffer waren gepackt.

Ich wünsche euch noch eine gute Nacht, falls ihr noch nicht im Bett seid, und bis zum nächsten Post!

Eure Ding(s)

1 Kommentar:

  1. Klingt alles in allem trotz des straffen Programms doch nach einer tollen Exkursion! Und summa summmarum gefallen mir auch Deine Bilder. :)

    Liebe Grüße
    Neomai

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