Hallo zusammen!
Ich bin erfolgreich wieder zurück von meinem Wochenende Arbeit in Berlin. Zwar war ich jetzt schon zum zweiten Mal dort, aber ich kann trotzdem nur sagen: Was für eine geile Stadt! So viel Geschichte und Leben und Schönheit gibt es sonst wohl kaum in dieser einzigartigen Kombination. Allein die verschiedensten Baustile der Häuser haben es mir angetan. Viel Jugendstil, aber auch Modernes, das sich ohne Probleme ineinander fügt. Dazu dann eine ordentliche Portion deutsche Geschichte – neue, neuere und Zeitgeschichte wie man bei uns im Seminar sagen würde. Ich bin einfach nur fasziniert.
Und wenn ich die Möglichkeit hätte, ein Jahr in Berlin zu verbringen – ich würde es sofort tun. Es muss wunderbar sein, direkt in der Stadt zu wohnen. Vielleicht zwischen zwei Seminaren mal in das ein oder andere Museum zu hüpfen und sich umzuschauen. Oder einfach mal mit dem Fotoapparat loszuziehen und alles festzuhalten, was einem so vor die Linse springt. Leider konnte ich das natürlich jetzt nicht tun, ich war ja schließlich nur als persönliche Assistenz im Pflegebereich mit dabei, d.h. ich war die ganze Zeit mit Rollstuhlschieben beschäftigt.
Darüber wollte ich auch einmal erzählen. Die Arbeit in der Pflege. In meinen Augen ist das nämlich ein wichtiger Bereich, dem leider viel zu wenig Aufmerksamkeit zukommt. Oft sehen sich körperlich Behinderte nämlich in der Situation, dass sie keine oder kaum staatliche Förderung bekommen – an einen normalen Job ist oftmals gar nicht zu denken, da man mit Behinderung ja als „schwer vermittelbar“ gilt. Auch in Berlin habe ich es jetzt oft erlebt, dass die Menschen einen großen Bogen um einen Rollstuhlfahrer machen. Warum? Glauben sie, dass das ansteckend ist? Oder ist es ihnen unangenehm, jemanden zu sehen, der auf die Hilfe anderer angewiesen ist? Ist es das Fremde und Unbekannte, das ihnen Angst macht?
Ich muss gestehen, bevor ich meinen Job in der Pflege angenommen habe, habe ich mir darüber auch nicht allzu viele Gedanken gemacht. Man achtet darauf einfach nicht so sehr. Doch seitdem ich in der Pflege arbeite, habe ich bemerkt, wie man sensibler für manche Dinge wird. Man bemerkt diese Menschen eher – und ich persönlich frage mich nicht, was ihnen Schlimmes widerfahren ist oder ob es ansteckend ist, sondern, ob sie auch so ein selbstbestimmtes Leben führen wie die Person, für die ich arbeite.
Ich möchte hier nichts beschönigen, der Job ist hart, die Arbeitszeiten lang und man muss sich vollkommen zurückstellen. Aber es eröffnet einen auch einen ganz anderen Blickwinkel. Man stellt fest, dass man selbst auch mal nicht so wichtig sein kann. Gleichzeitig aber auch, dass man sich nicht komplett vergessen darf, denn sonst bekommt man selbst schnell Probleme mit dem eigenen Körper. Man muss eine Distanz zu seinem Job behalten, obwohl oder gerade weil man face-to-face mit einer anderen Person arbeitet. Da kann es keine Freundschaft geben, wenn der eine bezahlt wird, für den anderen Handlangerdienste zu erledigen. Da kann es höchstens eine freundschaftliche Arbeitsbeziehung geben. Das muss man trennen und das ist definitiv keine leichte Sache, wie ich selbst auch erleben durfte/musste.
Doch wenn man dies einmal geschafft hat, wird man seinen eigenen Horizont erweitern. Gerade in dieser narzisstischen Gesellschaft von heute kommt es darauf an, auch mal an andere denken zu können, auch mal die Position von anderen einnehmen zu können. Leider wollen dies viele, gerade junge, Menschen nicht mehr. Meiner Meinung nach sind gerade dies Eigenschaften, die man mitbringen muss, um im Leben wirklich erfolgreich zu sein.
Deswegen plädiere ich auch dafür, einen solchen Sozial- oder Zivildienst für die junge Generation wieder einzuführen. Es muss ja keine Wehrpflicht sein. Doch ein allgemeiner Sozialdienst für ein Jahr nach dem Abschluss der Schule kann den jungen Leuten von heute aufzeigen, wie das Leben noch sein kann, ihnen bewusst machen, was sie alles haben und was sie durch eigene Kraft erreichen können. Und genau dies tun viele ja auch schon während eines Freiwilligen Sozialen oder Ökologischen Jahres, was auch durchaus ein guter Ansatz ist. Doch noch besser – auch im Sinne der Knappheit an Pflegern – ist es, junge Menschen dazu zu verpflichten, wenigstens einmal im Leben etwas Gutes zu tun. Deswegen würde ich mir wünschen, dass ein solcher Zivildienst in Deutschland wieder ins Leben gerufen wird.
Was haltet ihr davon? Habt ihr selbst auch solche Erfahrungen gemacht? Und, mal anders gefragt: Interessieren euch solche „ernsten“ Themen überhaupt? Möchtet ihr das ausgeweitet haben, vielleicht auch mit weiterführenden Informationen zu Möglichkeiten, sich gesellschaftlich zu engagieren? Ich freue mich auf eure Antworten!
Eure Ding(s)
PS: Ich habe bereits gesehen, dass ich mehr Seitenbesucher als nur die ein, zwei Kommentatoren habe, vielleicht mag sich ja sonst noch jemand einfach mal melden? Ich freue mich über alles, was ich von euch höre!
Hallo =)
AntwortenLöschenErfahrungen habe ich in dem Bereich leider keine gemacht... denke jedoch auch, dass ein Zivildienst sinnvoll wäre. In welcher Länge ist nun die Frage. Wieder 9 Monate wie die Grundausbildung oder 1 komplettes Jahr? Oder ein Staffelsystem mit mind 9 Monaten ausweitbar bis 18 Monate?
Liebe Grüße
Neomai
Ich würde 9 Monate vorschlagen, sodass zwischen Schule und Ausbildung/Studium dann noch ein kleiner Puffer bleibt, den man für sich nutzen kann. Gerne aber auch zeitlich ausweitbar, da man für einige Entwicklungen eben auch länger als 9 Monate braucht.
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